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Der Herr der Fliegen

Jürgen Stange im Interview mit ALBERT KREUZ
Derzeit liegen Fliegen oder Schleifen, wie sie liebevoll von Jürgen Stange genannt werden, wieder voll im Trend. Und er muss es wissen, ist er doch Deutschlands letzter Schleifenproduzent. Das Modeunternehmen Stange wurde 1934 von seinem Vater in Berlin gegründet, nach der Schließung hat es Stange junior 1972 neu gegründet. Heute befindet sich Manufaktur, Verwaltung und Fabrikverkauf im Teltower Ortsteil Ruhlsdorf.
ALBERT KREUZ: Fliegen sind gerade bei der Abendgarderobe nicht wegzudenken. Aber seit wann gibt es die Schleifen und wer hat sie erfunden?
J. STANGE: Im Gegensatz zur Krawatte, die auf das Halstuch der Soldaten im Dreißigjährigen Krieg zurück geht, lässt sich die Schleife auf eine Provokation zurückführen. Einst hatte Mme. Pompadour sich ihren Miederverschluss um den nackten Hals binden lassen. Daraus entstand ein Halsschmuck, den vor allem Bohemiens, Künstler und Freiberufler wie Rechtsanwälte oder Ärzte im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts getragen haben. Damit wollten sie sich als Freigeist zeigen.
ALBERT KREUZ: Sind Ihre Kunden immer noch Freigeister? Welcher Landsmann trägt eine Stange-Fliege?
J. STANGE: Ob unsere Kunden Freigeister sind, weiß ich nicht. Zumindest haben sie einen Hang zur Individualität, besonders die Westdeutschen. Die Männer in den neuen Bundesländern sind immer noch nicht so experimentierfreudig, mit einer Fliege fällt Mann zu sehr auf. Das wiederum gefällt derzeit vor allem den Russen. In Moskau haben wir eine große Anhängerschaft. Bei den Russen spielt der Preis immer noch keine Rolle, sie wollen das Beste, das Exklusivste. Und das bekommen sie von uns. Auch in Österreich und der Schweiz haben wir einen treuen Kundenstamm. Stange Berlin Schleifen findet man zudem an den Hälsen von Belgiern, Holländern, Luxemburgern und Dänen.
ALBERT KREUZ: Aus welchem Material ist die typische Stange Schleife?
J. STANGE: Wir verwenden für unsere Kreationen ausschließlich hochwertige italienische Seide. Die Naturseide wird größtenteils in der Po-Ebene angebaut und in Como verarbeitet. Stange Berlin legt aber nicht nur Wert auf hochwertiges Material, sondern auch auf exzellente Verarbeitung. Qualität hat ihren Preis, aber Stange Berlin ist immer noch für jedermann erschwinglich. Für den Frackträger bieten wir zudem Piquet-Schleifen an. Eine Fliege, die nicht mehr viele Händler im Angebot haben.
ALBERT KREUZ: Mit welcher Fliegenfarbe liege ich im Trend? Und zu welchem Muster raten Sie mir?
J. Stange: Das Muster ist derzeit zweitrangig, angesagt ist Farbe; besonders Farbtöne, die auffallen. Wie auch in der Mode sind derzeit Lilatöne top aktuell, des Weiteren frische Farben wie Grün oder Orange. Rot ist und bleibt ein Klassiker. Wir haben derzeit 5.000 verschiedene Designs auf Lager, weitere 15.000 könnten wir aufgrund unseres großen Stofflagers anfertigen.
ALBERT KREUZ: Wer ist in Ihren Augen der bekannteste Schleifenträger?
J. STANGE: Es gab natürlich einige Prominente, die Fliege getragen haben. Churchill hat man nie ohne die Schleife um den Hals gesehen. Bleiben wir in der Politik, so würde ich unseren neuen Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg nennen. Er hat gerade für die jüngere Generation die Schleife zu Abendveranstaltungen wieder salonfähig gemacht. Er bindet sie übrigens selber. Das würde ich auch allen Schleifenträgern empfehlen. Jeder Mann kann seine Krawatte selbst binden, aber bei einer Fliege greift er lieber auf ein Fertigprodukt zurück. Dabei ist das Fliegenbinden nicht schwieriger als Schnürsenkel binden. Es ist der gleiche Knoten und dauert mit ein bisschen Übung nicht länger.
ALBERT KREUZ: Warum liegen Schleifen derzeit wieder im Trend?
J. STANGE: Wer eine Schleife trägt, bleibt in Erinnerung. Wenn ich mit meiner Schleife eine voll besetzte S-Bahn betrete, stehe ich sofort im Mittelpunkt. Diese Aufmerksamkeit machten sich jetzt junge Banker und Börsianer in New York zu nutze. Auf der Suche nach einem neuen Job trugen sie eine auffällige Schleife, um bei ihrem Bewerbungsgespräch in Erinnerung zu bleiben. Bekanntlich finden Trends aus New York schnell ihren Weg über den Teich. Wir bekommen ihn bereits zu spüren.
ALBERT KREUZ: An wen muss ich mich wenden, wenn ich mir eine Ihrer Schleifen kaufen möchte?
J. STANGE: Sie sind herzlich willkommen, in unserem Fabrikverkauf vorbeizuschauen. Manche unserer Kunden legen viele hundert Kilometer zurück, um sich ihre neuen Schleifen bei uns persönlich auszusuchen. Wem die Fahrt zu weit ist, der findet bei gehobenen Herrenausstattern und Konfektionshäusern wie Peek & Cloppenburg, Galerie Lafayette, Wöhrl, Hirmer oder Eckerle Stange Schleifen. Zudem überlegen wir derzeit in den Internethandel einzusteigen. Mit Ihrem Albert Kreuz Onlineshop wollen wir das Pilotprojekt Internetverkauf starten. Sie lassen den Mann unten drunter gut aussehen und wir individualisieren sein Aussehen mit einer passenden Fliege. Zwei Ideen, die gut zusammenpassen.
ALBERT KREUZ: Wir freuen uns auch sehr über die Erweiterung unseres Angebots und sind gespannt, wie unsere Kunden Ihre Marke aufnehmen. Herzlichen Dank für das Gespräch.

Quelle: Uwe Schmidt, Financial Times Deutschland, 18. August 2009

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